#63 Tag 6 – Poros – Katakolon

Das Ablegen und Anker holen fahre ich heute, Hermann gibt Tipps. März ist wirklich eine gute Zeit zum Üben, die Häfen sind frei und man hat viel Platz. 
Dann einmal rum ums Kap, Kurs 150° , aber kein Wind. Kurz hoffen wir auf Wind, setzen das Groß – da ist der Wind schon wieder weg. Immerhin stabilisiert das Großsegel unseren Kurs und hält das Boot etwas gerader. Deswegen darf es oben bleiben. Ausreichend Wind zum Segeln haben wir erst kurz nach Mittag. 

Der Mangel an Wind demotiviert mich. Ich möchte segeln! Zu gut kann ich mir vorstellen, wie eine tage, gar wochenlange Flaute die Mannschaften demotiviert, wie aus der dem Ausblick nirgends anzukommen und in der Flaute zu verhungern Spannungen in der Crew befördert. 

Ich sitze an Deck und suche das Wasser ab. 

Es schwimmen vorbei: 

– zwei Vögel, die in der Sonne dösen und ab und zu eine Runde über das Wasser drehen (Backbord), 

– ein Paket, dass wir neugierig beäugen, weiß und mit viel Schnur zusammengezurrt, ca 70 cm lang (Steuerbord) 

– ein Ast, cirka 30 cm lang (Steuerbord)

– ein Joghurtbecher, 500ml, sehr dicht, den ich mit dem Kescher an Steuerbord aus dem Wasser fische und in unserem Müll entsorge (gute Tat für heute erledigt!) 

– ein Baumstamm, mindestens 2 Meter, mit ordentlich Ästen und Gestrüpp (Backbord) 

– noch ein Päckchen, genauso verschnürt wie das erste, aber kleiner. ‚Schwimmt eigentlich Koks?‘ Beim nächsten Päckchen machen wir ein Päckchen über Bord-Manöver, mal sehen was es ist. Vermutlich aber nur vergammelter Fisch, der einem Fischer von Bord gefallen ist. 


Jetzt, am frühen Nachmittag, haben wir etwas Wind, zwar nicht viel, dafür aus der falschen Richtung. Na gut, nicht ganz, aber den eigentlich gewollten Kurs können wir so nicht fahren. 
Dass wir keinen Wind haben, liegt sicherlich daran, dass wir unsere Anlegerbiere trinken ohne Poseidon daran teilhaben zu lassen. Also hole ich den Schnaps und trinke mit Poseidon und Aiolos auf gutes Segelwetter. 

Kurz darauf kommt der Wind, wir kommen ordentlich voran, segeln direkt auf Kilini zu. Nun gut, wir wollen eigentlich woanders hin. Aber das ist mit ein, zwei Schlägen gut zu machen. Das aber auch immer dieses blöde Land da im Weg ist wo man hin will! 

Ich beschäftige mich etwas mit der Segelkarte, navigieren, Kurs ein- und auftragen, Dinge die ich lange nicht mehr gemacht habe. Ich bin aber schnell wieder drin. 
Dann setze ich mich wieder in die Sonne. Gerade haben wir den 21. Längengrad passiert, noch etwa 5 Gradminuten, dann müssen wir wenden, wollen wir nicht in den Windschatten der Peloponnes gelangen! 

Der Wind hält leider nur ein paar Stunden, aber soweit, dass ich unsere sämtlichen Alkoholvorräte im Mittelmeer versenke, reicht mein Aberglaube dann doch nicht.

Unser Kurs führt leider etwas am Wind vorbei, für die nächsten Tage ist unten an der Peloponnes Ostwind angesagt. Das gefällt mir gar nicht, aber hey.

Ich nutze die Flaute um eine Kanne Tee aufzusetzen. Hermann und Uschi sind auch passionierte Teetrinner. Allerdings trinken sie Tee, den sie mit zwei Beuteln Schwarztee auf eine ganze Kanne aufgießen und dann ziehen lassen bis er kalt ist. Nicht unbedingt das, was ich unter Tee verstehe. Ich mache schönen Tee aus losen Blättern, lasse ihn exakt ziehen. Leider habe ich etwas zu wenig gemacht. Als Uschi entdeckt, dass ich die Teebeutel weggeworfen habe, ist sie ganz entsetzt. Die könne man doch noch einmal aufsetzen! Der würde auch nicht bitter werden. Ich frage mich ja, ob sie den Tee überhaupt mögen, soviel Zucker wie sie hineinrühren. 

Ich lasse es darauf beruhen, diese Diskussion zu führen ist wohl sinnlos. In Gedanken erkläre ich für alle Turns unter meiner Führung Teekochen zur Chefinsache. Und auf die Verwendung von Beuteltee steht Kielholen! Außer bei Früchtetee. 

Die letzten Kilometer haben wir dann ganz komischen Wind aus allen Richtungen und ein bisschen Dünung. Und ohne Segel schwappen wir in den Wellen hin und her, richtig pfui bäh. Wenn man leicht seekrank wird, das wäre die erste Chance. Aber dafür geht die Sonne heute über dem Meer unter!