#68 Ferien!

Okay, Ferien! Und ich habe diesen Blog sehr vernachlässigt. Shame on me.

Was bisher geschah:
3 Monate Semester, anstrengend, viele wichtige Fächer, dazu zwei Klausuren die echt fies waren, und eine mündliche Prüfung die irgendwie auch geschafft werden wollt.
Ordentliches Pensum, um es mal lasch zu formulieren. Zum einen Biochemie – eine Klausur über den Stoff von zwei Semestern, was echt viel war, dazu alle zwei Wochen ein Testat um die Zulassung zur Klausur zu bekommen. Die Zulassung habe ich hinbekommen – allerdings war die Klausur ganz am Ende, und, das muss ich sagen: Hatte nicht mehr höchste Priorität. Höchste Priorität hatte dann doch Physiologie. Zum einen, ich geb es gerne zu, ist Physiologie ein Fach auf das ich mich viel lieber vorbereite als auf Biochemie, auch wenn das noch Meilen vor Anatomie und Histologie liegt – ich finde das einfach nicht interessant. Also, fachlich schon, in Büchern auch, angewandt auch, allerdings finde ich weder den Präparierkurs angenehm noch werden Gewebestücke insbesondere der Bauchhöhle irgendwie besser wenn man sie noch kleiner schneidet und unter ein Mikroskop legt. Aber immerhin stinkt das alles nicht mehr so nach Formalin wenn es fixiert und auf Glasträger aufgebracht ist. Und einigen Organen, einigen Geweben kann ich sogar eine gewisse Ästhetik zuschreiben wenn sie schön geschnitten und gefärbt sind. Beschränkt sich jedoch auf nur einige.
So habe ich Priorität auf Physio gelegt, da in diesem Fach zwei Klausuren zusammengefasst werden und sich dann erst entscheidet ob man bestanden hat oder nicht – und die Klausur im nächsten Wintersemester ist nochmal deutlich komplexer als die im Sommersemester, so dass ich mir ein wenig Puffer schaffen wollte damit ich nächstes Frühling die Zulassung zum Physikum bekommen kann. Drei Semester, und dieses Medizinstudium hat nur noch wenig mit Wissenserwerb sondern primär was mit Taktik zu tun. Das ist irgendwie schon erschreckend.
Aber es ist aufgegangen. So bin ich dann, nachdem ich mein Nervengerüst in der Klausurenphase etwas sehr runtergewirtschaftet hatte, waren meine Ressourcen für noch ein letztes Mal aufbäumen und Biochemie bestehen einfach sehr minimiert. So habe ich beschlossen, das einfach im Wintersemester zu wiederholen, mit meinem Geliebten ein Bier getrunken, mir das Wochenende frei genommen und bin ohne Vorbereitung in die Klausur gegangen – Lernstandserhebung unter Realbedingungen, quasi.
Und es war gar nicht so schlecht. Ein Punkt hat mir zum Bestehen gefehlt, das find ich ohne Vorbereitung gar nicht schlecht. Das wird dann im Winter wohl klappen. Und für Physio habe ich einen ordentlichen Puffer vorgelegt.

Und jetzt?
Ferien! Endlich! Ich hab geschlafen. Tagelang. Erst mal wieder rauskommen aus dem Loch. Ich bin bei meinem Freund, schön ist es hier, auch wenn ich erst nicht sicher war, ob ich mich hier wohlfühlen würde. Es ist halt irgendwie immer noch nicht mein Zuhause, aber ich fühle mich doch irgendwie wohl hier. Alles sehr surreal. Dieser Wechsel immer zum Semester – kaum hat man sich irgendwo eingelebt, zack, muss man wieder packen. Vielleicht hab ich auch noch etwas die letzten Semesterferien im Kopf bei dem ich irgendwie ewig hier saß und nicht wusste wohin mit mir, nicht arbeiten konnte und sich dann alle anderen Pläne wieder zerschlagen haben.
Das wird mir diesmal nicht passieren. Immerhin darf ich für Biochemie lernen. Mal so von Grund auf – und ich werde arbeiten gehen (Juhu! Endlich mal wieder etwas tun von dem ich wenigstens ein bisschen Ahnung habe!) und ich werde Segeln gehen. Sehr viel segeln. Ich sehne mich so sehr danach, morgens mit einem Kaffee an Deck zu sitzen und den Wind um die Nase zu spüren.
Jetzt warte ich aber erstmal auf mein Gepäck, das habe ich nämlich luxuriöserweise aufgegeben und es soll heute ankommen. Ich habe einen Ferienplan gemacht, mir mal den Kalender angeschaut, was ich wann machen werde und so Tage die ich auf der Couch verbringe werden selten sein. Dafür werde ich sehr viele schöne Dinge tun. Ich glaube das wird gut. Und den Zweifel ob ich mich irgendwie übernommen habe, den verdränge ich einfach ein wenig.
Das wird ganz wunderbar. Und weil ich ab morgen schon wieder Pläne habe, ist es auch ziemlich okay, heute nur auf der Couch zu sitzen und dreitausend Tassen Kaffee zu trinken. Allein die Tatsache, dass mich schon wieder der Hafer sticht zeigt: Ich bin jetzt ausreichend von der Klausurenphase erholt. Yippieh!

Zeit zum Weitermachen!

#67 Monemvasia

(Ich hab da noch einen vorgeschriebenen Bericht gefunden. Ähäm. Ich bin übrigen gut zurück gekommen, nicht ertrunken oder ähnliches. Danke der Nachfrage. Aber der Athener Kulturschock hatte mich kurzweilig etwas mitgenommen.)

Gestern sind wir in Monemvasia angekommen. Nun, nicht direkt, denn Monemvasia ist ein kleiner Ort, besser eine Festung, die auf einem riesigen Felsen vor dem Land liegt.

Tagsüber hatten wir etwas Wind, kurz bevor wir das Kap Maleas umrunden. Dieses Kap ist berühmt für seine Winde, und vor allem dafür, dass man nie weiß wie der Wind auf der anderen Seite ist. Auf dem Kap geht das Land recht steil hoch, der Wind fängt sich da herum, wird verdichtet, ausgerichtet und knallt mit voller Wucht in die Segel, dreht um und wird von Fallböen abgelöst, die vom Land her aus einer ganz anderen Richtung kommen, aber genauso stark sind.

Also: Abstand halten. Bogen um das Kap fahren, gut Wasser und Wind beobachten sonst ‚Bekommt man eins auf die Mütze!‘, wie Hermann und Uschi nicht müde werden zu sagen.

Ich bin schon froh, dass wir überhaupt mal Wind haben! Etwa drei Stunden haben wir bei schönen 20 Knoten Wind gegen diesen angekreuzt, und wenn es jetzt noch 10 Knoten mehr werden, was solls, Segel verkleinern und weiter gehts.

Am Kap merken wir, dass der Wind sich wirklich stark verändert: Flaute.

Nun, nicht ganz, wir machen noch Fahrt, aber für eine Wende reicht es nicht. Wir haben kaum Wind, dafür Seegang, anderthalb Meter, der so gar nicht passen will. Drei, vier Mal versuchen wir eine Wende, immer kommt im letzten Augenblick diese eine Welle, die uns auf den alten Kurs zurückwirft.

Schweren Herzens helfen wir mit Motor nach und fahren mit mitlaufendem Motor an Monemvasia vorbei in die dahinter liegende Marina.

Am nächsten Morgen erwachen wir bei strahlendem Sonnenschein, die für mittags angekündigten 20°C sind gefühlt schon um 10 Uhr erreicht. Kurze Hose, auf in die Stadt! Ich mag Uschi und Hermann zwar, aber nach so vielen Tagen bin ich ganz froh mal Zeit für mich zu haben und mache mich allein auf den Weg durch die kleinen verwinkelten Gässchen. Die Stadt war mal byzantinisch, dann Venedig und gelegentlich mal belagert. Den Belagerungen haben sie durch eine riesige Zisterne in der Oberstadt im Felsen immer lange Stand gehalten. In diese Oberstadt Möchte ich gern, allerdings ist sie heute geschlossen. Das steht allerdings nur oben direkt am Tor. 200m umsonst Treppen gelaufen! Aber so sitze ich eine Weile auf einem Mäuerchen im Schatten an den Fels gelehnt, schaue auf die Stadt und auf das Meer das daliegt wie eine flache Regenpfütze. Der Blick ist wahnsinnig schön, gleichzeitig ist es faszinierend, dass man jedes Wort vom kleinen Dorfplatz hören kann, auch wenn die Menschen wie Legofigürchen wirken.

Ich laufe ziellos durch die kleinen Gassen, in denen man schnell alleine ist, wenn man die Hauptstraße verlässt. So sitze ich in einer Ecke unter einem Baum, schaue aufs Meer und picknicke bei am Kiosk gekauftem kalten Bier und Brot. Es ist still, nur die Wellen schlagen viel weiter unten an den Fels, Wellen die irgendwie weiter draußen von Wind aufgebaut wurden der schon weg war als wir kamen.

Es scheint, als fahren wir dem Wind hinterher. Durch unseren faulen Tag hier an Land hat er jetzt natürlich einen weiteren Tag Vorsprung. Irgendwas haben wir da nicht bedacht bei der Planung!

Oder ich sollte Poseidon noch einen Schnaps opfern, wer weiß.

Aber Landtage sind auch schön. Wenn dieses Land nur endlich aufhören würde so elendig zu wackeln!

#66 Methoni – Porto Kayio

Die Peloponnes ist eine Hand, wie Italien ein Stiefel ist. Und zwar eine Comicfigurenhand mit nur drei Fingern. Methoni liegt am westlichen Finger, heute wollen wir den mittleren erreichen. Danach zielen wir auf die Ostseite der Peloponnes und beenden unsere Reise in Athen. Eine Route, die schon seit der Antike befahren wird. Ich hab die Nacht schlecht geschlafen, das Boot lag unruhig, und vielleicht habe ich auch noch nicht genug Vertrauen in Anker und Kette, das Boot an seinem Platz zu halten. Doch genau dort ist es noch am Morgen. Von den Fischerbooten sind die meisten morgens aufgebrochen, wir haben viel Platz um den Anker in Ruhe zu holen. Also, Hermann und Uschi. Ich werde quasi von der Ankerkette geweckt, als ich meine Katzenwäsche erledigt habe sind wir quasi schon weg. Duschen fällt dann wohl aus, das ist äußerst unerquicklich während des Segelns. Stellt euch eine kleine Dusche vor, halbiert den Platz und denkt euch jetzt ein Schwanken der Dusche in alle Richtungen vor. Und das vor dem ersten Kaffee! Morgen wieder, wenn ich früh genug vorm Anker holen aufstehe.
Ich bin noch total verschlafen, kippe erstmal eine halbe Tasse Kaffee aufs Deck. Gnah. 

Schönerweise lassen sich solche Missgeschicke schnell mit einer handelsüblichen Menge Seewasser aus dem Pützeimer beheben. Haben die Fische auch was von meinem Kaffee, ist doch schön! 

Die ersten Stunden haben wir guten Wind, aber von hinten. Das nervt etwas, ist nämlich der schaukeligste Kurs, weil das Heck in den Wellen von hinten ziemlich unvorhersehbar nach rechts und links ausschlägt. Segler nennen diesen Kurs auch liebevoll den Kotzkurs. 

Erst als wir dem zweiten Finger der Peloponnes näher kommen, gibt es wieder schönen Wind. Von den Bergen fallen ordentliche Böen herab mit denen wir endlich einmal unter Segel über 6 Knoten fahren. Da geht noch was! Aber immerhin. 

Auf der Ostseite und auf der Westseite ist eine Bucht, beide könnten wir nutzen. Morgen müssen wir aber auch noch eine lange Strecke fahren, daher ist die Entscheidung noch schnell ums Kap zu fahren zügig getroffen. Dunkel ist es eh, und Porto Kayio bietet etwas mehr Schutz vor Nordostwind, wie er für heute Nacht angekündigt ist. Die Bucht hat schönerweise ein Leuchtfeuer, sodass wir sie schnell finden. Einen geeigneten Ankerplatz finden ist aber schwierig. Vor uns liegt ein Motorboot, dem wollen wir nicht in die Quere kommen. Da muss man seinem GPS und den Seekarten wirklich gut vertrauen, wenn in eine Bucht fährt ohne die Hand vor Augen zu sehen, geschweige denn die Felskanten die in die Bucht hineinragen. Der Anker beißt sich auch erst beim zweiten Versuch fest, sicherheitshalber werfen wir noch 40m Kette hinterher. Allein die Kette sollte uns schon durch ihr Gewicht an Ort und Stelle halten, auch wenn der Anker nicht greift. 

Mehrmals überlegt Hermann laut, ob wir nicht eine Ankerwache einrichten sollen. Meiner Meinung nach sollte man Sicherungen immer durchführen wenn man über diese länger als fünf Minuten oder mehr als dreimal nachdenkt. 

Gesagt, getan! Nach dem zweiten großen Steak, das wir auch teilen und immer noch groß ist, beginnt Hermann die erste Wache, um 1 Uhr übernehme ich. Zwei Stunden lang auf die Position schauen. Ich schlüpfe zwischendurch mit einem Tee an Deck und sehe rundherum nur schwarze Nacht. Die Felsen sind etwa 60m entfernt, man hört jede brechende Welle und sieht nichts. Nur an Deck sieht man ein wenig weil das Toplicht vom Mast herunterstrahlt. Neben diesem großen, weißen Punkt sieht man noch weitere Punkte. Weißer und roter Punkt im Norden: Motorboot. Fünf weiße Punkte in einer Reihe: Straßenbeleuchtung. Blinkender Punkt: Leuchtturm. Punkte oben: Sterne. Das wars dann auch schon.

Der Sternenhimmel ist wieder einmal berauschend. So gehen die zwei Stunden Ankerwache ratzfatz um, nur kommt meine Ablöse erst nach 4 Stunden – Uschi hat sich verrechnet. Ist gar nicht so wild, ich habe die Nacht eh noch genossen. So klar sieht man die Milchstraße selten. Und ich krieche wieder in meine Koje. Man schläft doch ruhiger wenn man weiß, dass jemand Alarm schlägt wenn wir zu sehr abdriften.

#65 Pylos – Methoni

Eigentlich ein kurzer Schlag, den wir heute planen. Das ist dem Wetter geschuldet. Als wir morgens aufstehen, wir liegen in einer kleinen Marina, die den Namen Marina nicht verdient, strahlt die Sonne auf das klare, glatte Wasser. Es ist so warm und sommerlich, dass ich kurzerhand den Sommer eröffne und mit einer dicken Schicht Sonnencreme, Sonnenbrille und kurten Hosen den Sommer eröffne. Wir wollen hierbleiben, es soll einen Palast in der Nähe geben den sich Hermann und Uschi anschauen wollen und ich will ein wenig durch die Gassen streifen. Schauen wie es dort so ist, wenn man die erste Reihe der touristischen Cafés, Läden und Hotels verlässt. Ich finde einen Metzger, irgendwo zwischen gekalkten Häusern und einem winzigen Café, das aus genau einem Tisch und zwei wackligen Hockern besteht. Am Tisch sitzt ein alter Mann und mustert mich grimmig. Es verirrt sich wohl selten jemand in diese Straßen der so offenkundig wie ich nach Tourist aussieht. Ich kaufe zwei große Steaks, fahrradradgroß.

Ich hatte mal ein Kinderbuch, da gab es einen fahrenden Händler der fahrradradgroße Lutscher verkaufte. Ich weiß nicht welches Buch es war, aber ich erinnere mich gut, wie ich versuchte mir fahrradradgroße Lutscher vorzustellen und das Wort auszusprechen. 

Ich bringe die Steaks zum Boot auf dem wir sie abends teilen. Ein Steak reicht für alle drei. Dann setze ich mich an den Hafen, trinke noch einen Kaffee in der Sonne. Es wird langsam bewölkt, Wind kommt auf. 

Ich treffe mich mit Uschi und Hermann, wir müssen noch einkaufen. Wir finden einen kleinen Supermarkt, der nicht nur touristisch angelegt ist und suchen unsere Sachen zusammen. Fast vergesse ich meinen Kaffee, das wäre ein Drama geworden! Die nächsten zwei Tage wollen wir ankern, und dann morgens ohne Kaffee? Ganz schlechte Idee. 

Pylos liegt am Rande einer Bucht, durch eine Felsformation malerisch abgegrenzt. Wind kommt auf, in der Bucht sehen wir viele Schaumkronen. Wir laufen aus, und uns kommt ein Engländer entgegen, alleine auf einem kleinen Boot. Einer der wenigen Segler, die uns unterwegs begegnen. Die richtige Saison hat noch nicht begonnen. 

In der Bucht kommt erstmals richtiges Segelfeeling auf. 20 Knoten Wind, wir kreuzen durch die Bucht durch, das Boot legt sich auf die Seite, nimmt Fahrt auf, hellblaues Wasser fällt zur Seite, Gischt schlägt hoch. Hoffentlich ist draußen der Wind genauso! Entweder wird er mehr, weil er durch die Felsen abgemildert wird. Oder er wird weniger, weil wir durch das Fenster im Felsen einen Düseneffekt erleben, der Wind wird quasi gebündelt. 

Tatsächlich ist noch Wind, aber er reicht nicht lange zum Segeln. Gemächlich trullern wir dahin, unterstützen mit Motor, dann reicht der Wind wieder. So geht es hin und her. 

Irgendwann, als wir abends keine Lust mehr haben, suchen wir uns eine Bucht, wie ein kleiner Hafen. Es gibt dort eine Mole die vor Wellen und Wind schützt, außerdem eine vorgelagerte Insel. Das sollte passen. 

Leider rechnen wir nicht mit den rund 20 bunt sngenalten Fischerbooten, die pittoresk an Mooringtonnen liegen und sich den Platz des besten Schutzes wunderbar teilen. Wir finden am Rand ein Plätzchen, gerade so noch hinter der Mole, gerade so noch im tiefen Wasser, gerade so genug Platz das wir keinen Fischer anstupsen wenn sich das Boot im Wind dreht. 

Für die angekündigten Winde sollte es reichen, aber das Boot liegt doch etwas unruhig. Das ist noch sehr ungewohnt zum Schlafen. 

#64 Katakolon Pylos

Heute ist mir nicht nach schreiben, stattdessen schicke ich euch dieses kleine hübsche Video von meinem Lieblingsplatz an Deck. Hier sitze ich heute den ganzen Tag und lasse die Zeit zerinnen.​​​https://instagram.com/p/BR5dpNmAIY7/(Leider hab ich zu wenig Zeit das Original hochzuladen, daher hier nur der Instagram-Link.)​​​

#63 Tag 6 – Poros – Katakolon

Das Ablegen und Anker holen fahre ich heute, Hermann gibt Tipps. März ist wirklich eine gute Zeit zum Üben, die Häfen sind frei und man hat viel Platz. 
Dann einmal rum ums Kap, Kurs 150° , aber kein Wind. Kurz hoffen wir auf Wind, setzen das Groß – da ist der Wind schon wieder weg. Immerhin stabilisiert das Großsegel unseren Kurs und hält das Boot etwas gerader. Deswegen darf es oben bleiben. Ausreichend Wind zum Segeln haben wir erst kurz nach Mittag. 

Der Mangel an Wind demotiviert mich. Ich möchte segeln! Zu gut kann ich mir vorstellen, wie eine tage, gar wochenlange Flaute die Mannschaften demotiviert, wie aus der dem Ausblick nirgends anzukommen und in der Flaute zu verhungern Spannungen in der Crew befördert. 

Ich sitze an Deck und suche das Wasser ab. 

Es schwimmen vorbei: 

– zwei Vögel, die in der Sonne dösen und ab und zu eine Runde über das Wasser drehen (Backbord), 

– ein Paket, dass wir neugierig beäugen, weiß und mit viel Schnur zusammengezurrt, ca 70 cm lang (Steuerbord) 

– ein Ast, cirka 30 cm lang (Steuerbord)

– ein Joghurtbecher, 500ml, sehr dicht, den ich mit dem Kescher an Steuerbord aus dem Wasser fische und in unserem Müll entsorge (gute Tat für heute erledigt!) 

– ein Baumstamm, mindestens 2 Meter, mit ordentlich Ästen und Gestrüpp (Backbord) 

– noch ein Päckchen, genauso verschnürt wie das erste, aber kleiner. ‚Schwimmt eigentlich Koks?‘ Beim nächsten Päckchen machen wir ein Päckchen über Bord-Manöver, mal sehen was es ist. Vermutlich aber nur vergammelter Fisch, der einem Fischer von Bord gefallen ist. 


Jetzt, am frühen Nachmittag, haben wir etwas Wind, zwar nicht viel, dafür aus der falschen Richtung. Na gut, nicht ganz, aber den eigentlich gewollten Kurs können wir so nicht fahren. 
Dass wir keinen Wind haben, liegt sicherlich daran, dass wir unsere Anlegerbiere trinken ohne Poseidon daran teilhaben zu lassen. Also hole ich den Schnaps und trinke mit Poseidon und Aiolos auf gutes Segelwetter. 

Kurz darauf kommt der Wind, wir kommen ordentlich voran, segeln direkt auf Kilini zu. Nun gut, wir wollen eigentlich woanders hin. Aber das ist mit ein, zwei Schlägen gut zu machen. Das aber auch immer dieses blöde Land da im Weg ist wo man hin will! 

Ich beschäftige mich etwas mit der Segelkarte, navigieren, Kurs ein- und auftragen, Dinge die ich lange nicht mehr gemacht habe. Ich bin aber schnell wieder drin. 
Dann setze ich mich wieder in die Sonne. Gerade haben wir den 21. Längengrad passiert, noch etwa 5 Gradminuten, dann müssen wir wenden, wollen wir nicht in den Windschatten der Peloponnes gelangen! 

Der Wind hält leider nur ein paar Stunden, aber soweit, dass ich unsere sämtlichen Alkoholvorräte im Mittelmeer versenke, reicht mein Aberglaube dann doch nicht.

Unser Kurs führt leider etwas am Wind vorbei, für die nächsten Tage ist unten an der Peloponnes Ostwind angesagt. Das gefällt mir gar nicht, aber hey.

Ich nutze die Flaute um eine Kanne Tee aufzusetzen. Hermann und Uschi sind auch passionierte Teetrinner. Allerdings trinken sie Tee, den sie mit zwei Beuteln Schwarztee auf eine ganze Kanne aufgießen und dann ziehen lassen bis er kalt ist. Nicht unbedingt das, was ich unter Tee verstehe. Ich mache schönen Tee aus losen Blättern, lasse ihn exakt ziehen. Leider habe ich etwas zu wenig gemacht. Als Uschi entdeckt, dass ich die Teebeutel weggeworfen habe, ist sie ganz entsetzt. Die könne man doch noch einmal aufsetzen! Der würde auch nicht bitter werden. Ich frage mich ja, ob sie den Tee überhaupt mögen, soviel Zucker wie sie hineinrühren. 

Ich lasse es darauf beruhen, diese Diskussion zu führen ist wohl sinnlos. In Gedanken erkläre ich für alle Turns unter meiner Führung Teekochen zur Chefinsache. Und auf die Verwendung von Beuteltee steht Kielholen! Außer bei Früchtetee. 

Die letzten Kilometer haben wir dann ganz komischen Wind aus allen Richtungen und ein bisschen Dünung. Und ohne Segel schwappen wir in den Wellen hin und her, richtig pfui bäh. Wenn man leicht seekrank wird, das wäre die erste Chance. Aber dafür geht die Sonne heute über dem Meer unter! 

#62 Meganisi – Poros

38° 39′ 58“ N 20° 27′ 55“ O 

1025 hPa, bewölkt, 12°C 

Endlich denke ich morgens daran, Eier zu kochen um diese tagsüber zur Brotzeit zu essen. Hermann und Uschi kommen beide aus Bayern, da gibt es natürlich eine Brotzeit. Bevor ich in den Süden studieren gegangen bin, dachte ich immer das Wort ‚Brotzeit‘ sei eine Erfindung der Nutellawerbung. Aber auch sonst bin ich meinen bayerischen Kommilitonen sehr dankbar – ohne diese einjährige Sprachschule wäre ich hier jetzt wohl sehr verloren! 

Der Wind kommt. Er ist mäßig, aber es reicht für 4 Knoten Fahrt. Gemächliches Segeln. 

10 Uhr.  Erste Wende bei 38° 37,9 N, 20° 47,3 O. Dann noch einige, wir kreuzen vor dem Wind. Wir können große, lange Schläge fahren. 

Das Segeln mit wenig Wind ist viel anspruchsvoller als mit viel Wind, der auch schlecht gesetzte Segel verzeiht. In dieser leichten Briese spielen wir mit den Segeln, mehr Bauch, weniger Bauch, optimieren Baum, Unterliek und basteln mit Leinen an der Klampe einen Travellerersatz. Der Seegang ist so leicht und seicht, dass wir an Bord die lustigsten Klettermanöver bewerkstelligen. Jede Verbesserung der Segel belohnt das Boot mit 0,1 Knoten mehr Fahrt. Nebenbei besprechen wir Erfahrungswerte und Theorie des optimalen Segels. Wenn ich in zwei Wochen wieder landkrank von Bord gehe, bin ich topfit! 

An beiden Seiten ziehen kleine, schroffe Felsen und Inselchen vorbei. Manche mit Gras bewachsen, andere sogar bewaldet. 

Die zerklüfteten Felswände schimmern in der Sonne rot und gelb, geformt von Spalten und Furchen als hätten große Hände den Lehm heruntergekratzt. Ich sitze mit dem Fernglas an Deck, bis meine Arme müde werden. 

Irgendwann zieht eine kleine Styroporkiste vorbei auf der eine Möwe schläft. Als wir ihr zu Nahe kommen, fliegt sie eiligst weg, umkreist uns skeptisch und setzt dann ihr Nickerchen auf der Kiste in unserem Kielwasser fort. 

Der morgens etwas wolkenverhangene Himmel ist aufgeklart, das Barometer steigt. Schönes Wetter ja, aber Wind ist doch eher mau. Wir hoffen darauf, dass der etwas knappe Wind auffrischt, wenn wir den Schutz der kleinen Inseln verlassen. Aber der Wind flaut komplett ab, dafür nimmt die Dünung (der Seegang, so man denn bei einem halben Meter Welle von Seegang sprechen möchte.) etwas zu. 

Also auch hier wieder: Motor. 

Wir sitzen irgendwo, lesen, schauen aufs Wasser, warten darauf, dass das Boot und der Autopilot uns zum Hafen bringt. 

Im Hafen merke ich, dass die typischen zwei Tage Gewöhnung ans Boot vergangen sind. Ich stolpere wie betrunken, tapsig laufe ich zum Poller um die Achterleine umzulegen. 

Das Land schwankt aber auch so fürchterlich! Schnell zurück aufs Boot, das für meinen Gleichgewichtssinn wohl der neue Dreh- und Angelpunkt geworden ist.

Gute Nacht! 

#61 St. Johannis Bucht – Meganisi

Der Tag beginnt schrecklich – ich scheine einen Tolpatsch gefrühstückt zu haben. Als ich mit meinem Morgenkaffee an Deck krabbel, wir liegen noch windgeschützt vor Anker, ist herrliches Wetter. Wolkenlos, strahlender Sonnenschein, Uschi hat den Wetterbericht gegooglet und verkündet: Heute gibts Wind! Ich stehe auf der Bank, genieße noch den Rundumblick. Kurz darauf kommt Hermann den Niedergang hinauf – ich will ihm Platz machen, trete ein paar cm daneben und liege längs vorm Steuer, den Kaffee quer über alles verteilt. Eine Kante im Bein gehabt, mit dem Ellenbogen voll aufgeschlagen, ich muss erst einmal Luft holen. 

Das kommt also davon, wenn man sein Reich vor dem ersten Kaffee verlässt. Den ersten Kaffee kann ich nun nicht mehr trinken, der ist ja an Deck verteilt. Grummelig hole ich unter mitleidigen Blicken den zweiten, und kippe dann eimerweise Wasser auf die Bänke um den Kaffee abzuwaschen. Uschi hilft mir, mein linker Arm schmerzt, der ist gerade eh nicht zu gebrauchen. Immerhin scheinen alle Knochenvorsprünge stabil, alle durchlaufenden Nerven intakt (Ich kann sie tatsächlich noch! Anatomie scheint doch einen Sinn gehabt zu haben!) und auch sonst wirds wohl nur ein blauer Fleck bleiben. Aber das Glück ist mir heute nicht hold: Später werde ich noch in eine Leine greifen und mir dabei den Fingernagel abreißen. 

Man denkt meist, Sturm ist gefährlich, Wellen und Wind. Aber das, wovor man wirklich Angst haben muss ist auch auf einem Boot die eigene Dummheit. Und vielleicht noch das Ufer, denn auf dem Wasser gehts Booten meistens gut: Nur gegen Felsen schlagen und mit dem Kiel im Boden festhängen, das mögen sie nicht.

Wir fahren raus, und heute stelle ich fest: Diese Ketsch ist tatsächlich ein Segelschiff! Wir finden ein paar Meilen vor der Bucht etwas Wind und hissen die Segel. In diesem Fall wirklich Plural: So eine Ketsch hat ja zwei Masten, damit zwei Großsegel und ein Vorsegel. Die meisten Yachten, die ich sonst kenne haben nur ein Groß. 

Endlich segeln! Wunderschöner halber Wind, 13 Knoten, etwa einen Meter Welle, die Sonne scheint von oben. Wir sitzen in der Sonne und halten den Kopf in den Wind. Endlich, endlich, ist der Motor aus und es wird still. Nur das Wasser gluckert in der Bugwelle, ab und an platscht eine höhere Welle an die Seite, der Wind lässt die Wanten wie Saiten einer Harfe klingen, die Ketsch liegt stabil im Wind, das elendige Schwanken hat ein Ende. So könnte ich ewig hier sitzen! 


Kurz vor dem von Kaiser Augustus gebauten Lefkaskanal müssen wir die Segel bergen. Wir treffen tatsächlich einen weiteren Segler, der vor der Brücke wartet, dass diese zur vollen Stunde öffnet. Der Kanal schlängelt sich durch die Inseln, links ist eine Mittelmeerpfütze, nur wenige Zentimeter tief, dafür mit Massen an Fischreihern die im Wasser umherstolzieren.

Rechts lassen wir das Death Hole liegen, ein Hafen in der sich irgendwann ein Tornado festsaugte und alles zerstörte, auch die dort liegenden Boote. Keiner weiß wie der Hafen richtig heißt, heute ist er wieder hübsch. Und vermutlich auch verdammt sicher, denn noch ein Tornado ist wohl äußerst unwahrscheinlich. Auch wenn ich etwas mehr Wind begrüßen würde!


Hinterm Kanal finden wir uns zwischen einem Dutzend kleiner Inseln wieder, an den Horizont getupft wie von Bob Ross persönlich. Leider finden wir uns auch in deren Windschatten wieder, sodass wir doch wieder motoren müssen. Rational kann ich das ja alles verstehen, aber ganz subjektiv sind für mich die faszinierendsten Fotos vom Meer immer noch die von Flauten auf den Ozeanen. 10.000 Meter Wasser unter dir, und der Seegang einer Regenpfütze! 


#60 Tag 3 Plattaria – Bucht St. johannis

Ich werde vom emsigen Geschehen in der Küche geweckt. Heute bin ich also nicht vor den anderen wach. Ich schäle mich aus den Decken. So eine Koje ist aber auch gemütlich! Das Warm-Kalt-Gefälle ist ja meistens so: Morgens in der Koje wunderbar warm, beim Aufstehen friert man dann, lässt sich aber vom ersten Kaffee des Tages aufwärmen. Im Moment sind es draußen nur knapp über über 10 Grad, die Sonne wärmt erst gegen Mittag richtig. Abends frischt es dann schnell auf sobald die Sonne untergegangen ist, da bin ich froh, doch auch warme Pullover eingepackt zu haben. Aber spätestens wenn man kocht, wird es im Schiffsbauch sehr gemütlich und kuschlig warm.

Wir wollen gegen Mittag los, aber vorher noch einkaufen gehen. Die anderen wollen zu einem Olivenbauern, Öl kaufen, ich laufe ein wenig durch die malerische Stadt, freunde mich kurz mit ein paar Straßenhunden an, die mich ein wenig an der Promenade begleiten. Es gibt wunderbare Sandstrände, ein, zwei Hotels und ein paar Cafés. Der Ort ist recht verschlafen im Winter, im Sommer gibt es ein paar Touristen in vereinzelt liegenden Ferienappartments. 
Jetzt treffe ich nur einige Einheimische und einen sehr lauten Schulausflug, der die Straße entlang marschiert. Die Kinder, so 8 bis 10 Jahre alt laufen laut durch einander redend und jeder mit einem Futterpaket bewaffnet die Straße entlang. Ich kaufe mir eine Cola mit schickem Weihnachtsmannaufdruck und setze mich auf eine Bank in die Sonne und schaue aufs Wasser. 


Noch eine Stunde später höre ich die Kinderstimmen die mit dem Wind den Berg herunter getragen werden. 

Genau zur Mittagszeit schaffen wir es nicht aufzubrechen, aber um 13:00 steht dann doch ‚Anker auf‘ im Logbuch. 

Anker holen ist in diesem Hafen eine ziemliche Sauerei – der Boden ist ziemlich schlammig, und der Schlamm hängt in dicken Klumpen an der Kette und am Anker und schmiert sich auf Deck. Trocknen lassen, nachher werfen wir die größeren Klumpen über Bord. 

Der Wetterbericht ist leider mau – wenig bis gar kein Wind, sodass wir die ganze Strecke motoren müssen. Unter Motor fahren ist wirklich ärgerlich – kostet Sprit, und wenn ein bisschen Seegang ist schwankt das Boot ziemlich ätzend. Aber es geht gut, nur unter Deck lesen ist ein bisschen zu viel des Guten. Und so fahren wir, und fahren wir, und fahren wir die Küste entlang, immer gen Süden. Wir wollen in eine kleine Ankerbucht, St. Johannis, südlich von Parga.

Die Bucht geht etwas ums Eck, inmitten von Bergen. Zwei Sandstrände, oben an den Bergen führt eine Straße entlang, auf der ich ab und an ein Auto sehe. Durch die Berge an allen Seiten ist man gut geschützt vor dem Wind. Nachts ist ein wenig angekündigt. Wir ankern, bestimmen die Position, kontrollieren den Anker und gehen dann zum Anlegerbier über. Es ist noch hell, aber die Sonne leider schon hinter den Bergen. Schade, heute kein Sonnenuntergang auf dem Meer! 

Ich werde vom emsigen Geschehen in der Küche geweckt. Heute bin ich also nicht vor den anderen wach. Ich schäle mich aus den Decken. So eine Koje ist aber auch gemütlich! 

Das Warm-Kalt-Gefälle ist ja meistens so: Morgens in der Koje wunderbar warm, beim Aufstehen friert man dann, lässt sich aber vom ersten Kaffee des Tages aufwärmen. Im Moment sind es draußen nur knapp über über 10 Grad, die Sonne wärmt erst gegen Mittag richtig. Abends frischt es dann schnell auf sobald die Sonne untergegangen ist, da bin ich froh, doch auch warme Pullover eingepackt zu haben. Aber spätestens wenn man kocht, wird es im Schiffsbauch sehr gemütlich und kuschlig warm.


Wir wollen gegen Mittag los, aber vorher noch einkaufen gehen. Die anderen wollen zu einem Olivenbauern, Öl kaufen, ich laufe ein wenig durch die malerische Stadt, freunde mich kurz mit ein paar Straßenhunden an, die mich ein wenig an der Promenade begleiten. Es gibt wunderbare Sandstrände, ein, zwei Hotels und ein paar Cafés. Der Ort ist recht verschlafen im Winter, im Sommer gibt es ein paar Touristen in vereinzelt liegenden Ferienappartments. 

Jetzt treffe ich nur einige Einheimische und einen sehr lauten Schulausflug, der die Straße entlang marschiert. Die Kinder, so 8 bis 10 Jahre alt laufen laut durch einander redend und jeder mit einem Futterpaket bewaffnet die Straße entlang. Ich kaufe mir eine Cola mit schickem Weihnachtsmannaufdruck und setze mich auf eine Bank in die Sonne und schaue aufs Wasser. 

Noch eine Stunde später höre ich die Kinderstimmen die mit dem Wind den Berg herunter getragen werden. 

Genau zur Mittagszeit schaffen wir es nicht aufzubrechen, aber um 13:00 steht dann doch ‚Anker auf‘ im Logbuch. 

Anker holen ist in diesem Hafen eine ziemliche Sauerei – der Boden ist ziemlich schlammig, und der Schlamm hängt in dicken Klumpen an der Kette und am Anker und schmiert sich auf Deck. Trocknen lassen, nachher werfen wir die größeren Klumpen über Bord. 

Der Wetterbericht ist leider mau – wenig bis gar kein Wind, sodass wir die ganze Strecke motoren müssen. Unter Motor fahren ist wirklich ärgerlich – kostet Sprit, und wenn ein bisschen Seegang ist schwankt das Boot ziemlich ätzend. Aber es geht gut, nur unter Deck lesen ist ein bisschen zu viel des Guten. Und so fahren wir, und fahren wir, und fahren wir die Küste entlang, immer gen Süden. Wir wollen in eine kleine Ankerbucht, St. Johannis, südlich von Parga.

Die Bucht geht etwas ums Eck, inmitten von Bergen. Zwei Sandstrände, oben an den Bergen führt eine Straße entlang, auf der ich ab und an ein Auto sehe. Durch die Berge an allen Seiten ist man gut geschützt vor dem Wind. Nachts ist ein wenig angekündigt. Wir ankern, bestimmen die Position, kontrollieren den Anker und gehen dann zum Anlegerbier über. Es ist noch hell, aber die Sonne leider schon hinter den Bergen. Schade, heute kein Sonnenuntergang auf dem Meer! 

Wir schmeißen den Herd an, nach einem langen Tag auf dem Wasser, nach so vielen zermürbenden Stunden (Okay, ich übertreibe.) gibt es nichts besseres als ein kaltes Bier und ein warmes Essen. 

Und zum Nachtisch gibt es denn vermutlich sternenklarsten Himmel, den ich seit langer, langer Zeit gesehen habe! 

Ich wollte eigentlich nach dem SKS-Schein ein paar Freunde auf das IJsselmeer entführen, aber ich glaube, ich muss Insel und Ankerbuchtenhopping im Sommer machen. Gibt es was besseres, als in einer einsamen Bucht sich vom Schiff wiegen zu lassen, einen Wein zu trinken und in die Sterne zu schauen, wenn es draußen noch sommerlich warm ist? 

Erst als ich den Mond über dem Bergkamm aufgehen sehe wird es mir zuviel des Kitsches und ich gehe schlafen. 

Wir schmeißen den Herd an, nach einem langen Tag auf dem Wasser, nach so vielen zermürbenden Stunden (Okay, ich übertreibe.) gibt es nichts besseres als ein kaltes Bier und ein warmes Essen. 

Und zum Nachtisch gibt es denn vermutlich sternenklarsten Himmel, den ich seit langer, langer Zeit gesehen habe! 

Ich wollte eigentlich nach dem SKS-Schein ein paar Freunde auf das IJsselmeer entführen, aber ich glaube, ich muss Insel- und Ankerbuchtenhopping im Sommer machen. Gibt es was besseres, als in einer einsamen Bucht sich vom Schiff wiegen zu lassen, einen Wein zu trinken und in die Sterne zu schauen, wenn es draußen noch sommerlich warm ist? 

Erst als ich den Mond über dem Bergkamm aufgehen sehe wird es mir zuviel des Kitsches und ich gehe schlafen. 

#59 Tag 2: Korfu – Plataria

Morgens werde ich vor den anderen wach. Ich habe die Bugkoje für mich alleine, das ist sehr angenehm. Ich hatte vorher damit gerechnet sie teilen zu müssen, aber so kann ich mich und meinen Rummel wunderbar ausbreiten. Platz ist ja an Bord immer nur sehr begrenzt, aber so komm ich immer schön an meine Sachen.Ich stehe in Ruhe auf, mache mir einen Kaffee und setze mich an Deck um aufs Wasser zu schauen. Es ist spiegelglatt, kaum Wind. Der Wetterbericht sagt so gegen Mittag ein bisschen Wind an, im Laufe des Nachmittags dann abflauend. 

Also müssten wir früh los. Leider kommen die ergänzten Segel erst gegen 11.

Als die Segel angeschlagen und alle Reffleinen eingefädelt, ist es schon fast 1, dann noch Tanken, dann los. Aus dem Tanken wird allerdings nichts, weil der Tankwart über eine Stunde später eintrifft – das ist uns dann doch zu spät, und der Sprit reicht noch eine ganze Weile. 

Also fahren wir los, raus in die Flaute. Irgendwo finden wir etwas Wind, zwischen den Inseln sehen wir zwei vereinzelte kleine Segelboote. Sollen wir es waagen? 

Schnell mal die Segel hochgezogen. Nun ja. Unter Segel machen wir so 2-3 Knoten. Es ist bereits Nachmittag, und die Strecke von etwa 20 Meilen müssten wir gegen den Wind kreuzen – damit wird die Strecke nochmal deutlich länger. Wenn wir also noch am selben Tag ankommen wollen, müssen wir motoren. Und am nächsten Tag sagt der Wetterbericht auch nicht viel mehr Wind voraus. 

Also fahren wir dahin, der Motor tuckert, das Wasser plätschert gegen das Boot, ab und an bricht die Sonne durch die Wolken. 

Rechts und links liegen kleine Inseln, Felsen boren sich aus dem Wasser, auf manchen hält sich hartnäckig ein einzelner Baum. 

So vergeht die Zeit. Liegt man einmal auf Kurs, fährt unter Motor, ist nicht mehr viel zu tun. Grob den Kurs halten, Ausschau halten. 

Es ist nicht viel los, ein, zweimal überholt uns eine Fähre, Boote sehen wir kaum – Saison ist später, auch in begehrteren Häfen bekommt man jetzt einen Platz. 

Das ist angenehm. 

So sitzt man an Deck, ich schaue aufs Wasser, genieße den Sonnenuntergang und die heraufziehende Nacht. 

Abends wird es kalt, aber für die sternenklare Nacht lohnt es sich, an Deck zu bleiben. Ich sehe den Orion, den großen Waagen, finde den Nordstern. Man sieht wirklich viele Sterne. 

‚Auf dem Atlantik navigieren ist ganz einfach: Wenn du abends rausschaust und der Nordstern ist noch auf der richtigen Seite, dann ist alles gut.‘ sagt Hermann und erzählt von Atlantikfahrten mit seinem früheren Schiff. Wieviel davon frisch gesponnenes Seemansgarn ist – wer weiß das schon. Aber es sind nette Geschichten. 

Er ist ziemlich beeindruckt, dass ich den Nordstern finde.

Ich denke an die Abende auf dem Balkon meiner Eltern zurück, als mein Vater das Teleskop aufbaute und wir die Sterne und Planeten anschauten. Und dann sind wir auch schon im Hafen. Es ist kalt, die Sicht schlecht vor allem allerdings weil die Fenster der Kajüte noch die Spuren des Winterregens tragen. Das Ankermanöver ist, nunja, interessant. Mehrmals wenn wir zu sehr zur Seite schwoien überlege ich etwas zu sagen, aber ich mag Hermann nicht unbedingt am ersten Abend hineinreden. So liegen wir dann mehr schräg als gerade im Hafen, macht aber nichts, ist eh kein anderes Boot da dem wir Platz wegnehmen könnten. 

Was will ein Segler nun im Hafen, wenn er angelegt hat? Strom, Essen, Anlegerbier. Das mit dem Bier geht sofort klar, um das Essen kümmert sich Uschi und ich laufe mit einem lustigen Konstrukt aus Kabel, Adapter und Fön herum um zu schauen ob irgendeine der Steckdosen Strom führt, manchmal bleibt an den Säulen noch Guthaben übrig das man nutzen kann. Sonst müssten wir jetzt einen Chip kaufen, das geht im Winter aber nur 20 Meilen nördlich in der nächsten Bucht, da hier das Hafenhäuschen nicht besetzt ist. Dafür ist der Hafen auch umsonst. 

Ich habe mit dem Strom kein Glück – aber nachdem der Motor den ganzen Tag lief sind die Batterien aber noch gut gefüllt. 

Immerhin habe ich später auf der Suche nach einem WLAN mehr Glück – ich finde eines und kann den daheim gebliebenen ein paar Bilder schicken. So sitze ich am Pier und lasse den Tag bei einem Bier und Wellengeplätscher ausklingen, bevor ich mich durchgefroren in die Koje schmiege, die nach dem Kochen schön mukkelig warm ist.